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aus dem Nähkästchen geplaudert


Irene Mross, Denise S. Puri, Simone Schwartz

Ausstellung vom 16.08. bis 08.09.2012 (außer Samstag 25.08.)
Do–Sa 15–19 Uhr geöffnet

Sonntag, 26.08., 16 Uhr Kaffeeklatsch / 15–19 Uhr geöffnet


Donnerstag, 06.09., 18.30 Uhr „First Thursday's Walk“
ein kreativer Spaziergang durch den Norden Neuköllns und in die Galerie R31
(Provided by the guides at IRONARTtours in conduction with First Thursdays Berlin)

„… »Und nun wollen wir sie verbinden«, sagte schließlich Roswitha.Bild "http://www.r31.suchtkunst.de/kategorien/02_Aktuell/dateien/Naehkaestchen2012-2web.jpg" »Da muß ja noch die lange Binde sein, die die gnädige Frau letzten Winter zuschnitt, als sie sich auf dem Eise den Fuß verknickt hatte. ..« – »Freilich, freilich«, sagte Johanna, »bloß wo die Binde hernehmen...? Richtig, da fällt mir ein, die liegt im Nähtisch. Er wird wohl zu sein, aber das Schloß ist Spielerei; holen Sie nur das Stemmeisen, Roswitha, wir wollen den Deckel aufbrechen.« Und nun wuchteten sie auch wirklich den Deckel ab und begannen in den Fächern umherzukramen, oben und unten, die zusammengerollte Binde jedoch wollte sich nicht finden lassen. »Ich weiß aber doch, daß ich sie gesehn habe«, sagte Roswitha, und während sie halb ärgerlich immer weitersuchte, flog alles, was ihr dabei zu Händen kam, auf das breite Fensterbrett: Nähzeug, Nadelkissen, Rollen mit Zwirn und Seide, kleine vertrocknete Veilchensträußchen, Karten, Billets, zuletzt ein kleines Konvolut von Briefen, das unter dem dritten Einsatz gelegen hatte, ganz unten, mit einem roten Seidenfaden umwickelt. …“

Theodor Fontane: Effi Briest (Begonnen 1890/94, Erstdruck in: Deutsche Rundschau (Berlin), Oktober 1894 – März 1895.)
Quelle: Theodor Fontane: Romane und Erzählungen in acht Bänden. Band 7, Berlin und Weimar 1973.
http://www.zeno.org/nid/20004774701 Lizenz: Gemeinfrei

aus dem Nähkästchen geplaudert


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„Nähkörble“ (wobei es sich in der Regel nicht um Körble handelt, es sind Kisten, Kästen, Dosen, Büchsen…) haben alle etwas gemeinsam, Sie bergen Schätze. Und … sie erzählen von Frauen, meistens wenigstens.
Das „Nähkörble“ meiner Mutter (es bestand übrigens aus zwei großen Blechdosen mit Deckel, schwarz, mit goldenem Ornament) war für mich als Kind schon spannend: Nadeln, Faden, Scheren, Fingerhüte, Knöpfe, Stopfei, Samtbänder, Reißverschlüsse, Maßband und Hosengummi, Saumband, Druckknöpfe, Häkelhaken, Gardinenringe und Hutgummi … Darin zu wühlen, zu sortieren, zu suchen hat mich gereizt.
„Nähkörble“ erzählen Geschichten, von fleißigen, kreativen, innovativen oder auch genervten Näherinnen. Das brachte mich auf die Idee, die Bewohnerinnen des Seniorenhauses in dem ich arbeite, nach ihren „Körble“ zu befragen und um diese zu bitten. Die hochbetagten Damen nähen in der Regel schon lange nicht mehr selbst und oft sind ihre wunderbaren Schatzkammern verloren. Aber, „Nähkörble“ bieten immer einen Einstieg in die Kommunikation  und wecken Erinnerungen, die oftmals das gesamtes Leben berühren.
Es ist schön, dass ich bei Denise, Simone und Klaus mit: „Ich könnt ja mal meine „Nähkörble“ ausstellen!“ auf offene Ohren stieß, vielen Dank. Dank auch an Thomas, er hat alle „Körble“ transportiert, staubt sie hin und wieder ab und hat mir auch ein wunderschönes und reich gefülltes „Nähkörble“ geschenkt.

Irene Mross, August 2012



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